Prololachs

„Du bist ein Prololachs!“, rief er, lachte wie wahnsinnig und fuhr auf seinem Vierrad davon.

Er drehte ein paar Runden. Bis zum Esstisch. Stellte sein Gefährt ab und kam näher.

Seine Augen fragten mich, was ich da mache.

Seine Finger grabschten nach meinem Brot.

Sein Mund formte die Worte: „Das habe ich zuerst gefunden.“

Schwups und weg.

„Mein Fehler“, denke ich. Habe ihn ja nur dreimal gefragt, ob er Hunger hätte. Abendbrotzeit und so…

Nein. Er hat keinen Hunger.

Ich mache mir Brot Nummer zwei.

Seine Fahrten um den Esstisch auf dem Vierrad nerven mich mittlerweile nur noch wenig. Runde um Runde verdrückt er sein Diebesgut.

Er parkt. Holt sich Lego.

„Aufmerksamkeitsspanne wie ein Kleinkind“, denke ich mir, grinse und mache mir bewusst: Er ist ein Kleinkind.

Ich schaue ihm zu und beisse in mein Brot.

Mit seinen kleinen Fingerchen kann er die Steine nicht auseinander ziehen. Er schaut auf.

„Papa, kannst du mir helfen?“

Ich versuche beschäftigt zu wirken um in Ruhe essen zu können.

„Papaaaa! Kannst du helfen?“

Mist.

„Wir essen, hast du wirklich keinen Hunger?“

„Nein! Papa! Kannst du helfen?“

Ich bejahe und bitte ihn zu mir. Missmutig und leicht genervt kommt er zum Esstisch und legt sein Lego vor mich hin. Neben meinen Teller. Ich nehme die Steine auseinander und reiche sie ihm. Natürlich passen nicht alle in seine kleinen Hände.

„Neeeiiiin! Papa. Das passt nicht!“

Er entscheidet sich, öfter zu laufen, um die Steine sicher zum Spielteppich zu befördern. Der Kipplaster hilft dabei.

Mit Motorgeräuschen entfernt er sich und spiel beseelt auf dem Teppich.

Mein Abendessen ist beendet. Ich räume den Tisch ab.

Während ich so räume, höre ich vom Sofa: „Papa, ich hab Hunger. Ich wille eine Wurst haben.“

In gewohnt diplomatischem Ton versuche ich zu erklären, dass wir zurzeit keine Würste mehr haben, ich aber gerne eine Brot mit Wurst oder Käse oder Aufstrich für ihn und gegen seinen Hunger mache. Oder einen Apfel aufschneide. Oder eine Banane schäle. Oder eine Mandarine.

Er möchte eine Wurst.

Weiter erkläre ich, dass wir erst Würste einkaufen müssen.

Er möchte eine kalte Wurst.

Er beginnt, unruhig auf dem Sofa umher zu rutschen.

Es wird Zeit.

Ich bin still und bewege mich Richtig Küche, um schon mal ein Leberwurstbrot vorzubereiten. Gesechstelt trappiere ich das Brot auf einem Teller, umrahmt von Apfelstücken und etwas grüner Gurke.

Auf dem Weg zum Sofa fällt mir ein, dass wir das Essen auf selbigem untersagt haben.

Schon öfter mal.

Meine Nerven empfehlen mir, ein weiteres Mal darüber hinwegzusehen.

Ich reiche ihm den Teller und wünsche einen guten Appetit.
Er fängt an zu Essen und ich begebe mich zum Esstisch um die Reste in der Küche zu verstauen.

„Selber Prololachs!“ entfährt es mir auf dem Weg dorthin.

Wir lachen.

One thought on “Prololachs

  1. Jaja so ist das mit den untersagen von festgelegten Regeln.Aber man will ja Diskussionen aus den Weg gehen ( vor allen in dieser Coronazeit). Aber Kinder merken sich ganz schnell wie man Regeln umgehen kann.🥰

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