Eine Hommage an das Eszett

 

Macht es Spaß?
Es sieht auf jeden Fall äußerst schön aus.
Straße oder nicht Straße, das ist hier die Frage.

Wobei, muss man diese Frage stellen?
Spaß beiseite, schließlich handelt es sich um mutmaßliche Verstöße. Rechtschreibverstöße. Eszettverstöße.
Scharfes s? Eszett. Nicht scharf. Und auch kein s.

Angsteinflößend warst du für mich noch nie.
Im Gegenteil. Schon in der Schule war ich von dir fleißig fasziniert.
Kein Doppel s, kein einfaches s. Nein. Ein Eszett.

Nicht wie ein ka, ein em, auch nicht wie ein pe, nein, viel weicher, fließender kommst du daher. Hast Ähnlichkeit mit einem Gesäß. Soll aber nichts heißen, der Alltag läßt uns oft wenig Muße.
Spitzer Strich einschließlich zweier Wölbungen nach rechts…. So äußerst du dich im neuen Deutsch. Trotzdem im Alphabet entäußert, hinter die Umlaute verbannt. Man beließ dich unverbindlich, im Sprachgewirr büßen.

Äußerlichkeiten waren mir nie das Wichtigste. Auf preußischem Boden gediehen, und davon maßgeblich beeinflusst, benutze ich dich heute noch in alter Form.

Ersprießlich verschönerst du jeden Text. Genieße ich es, dich zu sehen.
Es gibt dich mittlerweile auch in groß. Dieser Wunsch ward lang geäußert.
Stimmenlos aber wurde das muß abgeschafft. Es wäre müßig, jetzt darüber zu philosophieren. Deswegen sei es hier mäßig akzeptiert.

Buckel-s. Rucksack-s. Ringel-s.
So äußern sie dich. Ist das mutmaßlich so? Eszett.
Keine Süßigkeit. Doch ist sie in viele Gedanken gemeißelt.
Außerdem, eine Abkürzung für Geld warst du auch.
Welch eine Maßnahme.
Seit fast zwei Jahren bist du nun schon groß.
Doch die STRAßE bleibt auf Geheiß auch STRASSE.

Denn kaum einer will dich ausschließlich.
Nicht viele lassen dich recht fußen.

Die Litfaßsäule zu bewundern machte Spaß. Doch ausgestorben ist sie fast wie du und musste büßen. Holztafeln bespaßen die Kaufwütigen heute, Kunst und Kultur die Feingeister fast ausschließlich hinter Glas und Plastik.

Ich werfe dir einen letzten Kuß zu, blicke auf mein Paßbild und wundere mich, wie alt ich doch schon bin. Barfüßig laufe ich die Straße entlang, und grübel über den Maßstab, der angesetzt wurde, um dich aus der Sprache zu verbannen.

Geschafft hat man es noch nicht, beließ man dich noch in den Köpfen. Sofern du es bloß in Zeichensätze und Schriften schaffst.
Noch erkenne ich kein weißes Licht am Ende deines Tunnels.

Solange die Liebe das Leben versüßt und man im Schoße der Familie Wärme und Halt finden kann, wirst du uns aus Texten grüßen.

Der Strauß Rosen am Valentinstag, die süße Verführung am Abend, das fleißige Umwerben der Liebsten. Das alles gilt es zu genießen. Doch darf uns dabei kein Kloß im Halse stecken bleiben. Denn im Kreißsaal wartet das nächste Wunder. Welche wundervolle Verheißung.

Gruß

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