Banane bei Nacht

Die Wochen verstreichen. Die Monate tun es auch.
Nicht viel passiert.
Wiederholungen en masse.
Die Erinnerungen verstecken sich.

Dennoch.
Es wirkt vieles so neu, so verblüffend individuell.
Ist es aber nicht. Wir wissen das. Sehen es nicht.
Der Kleine ist wie der Große. Groß. Und doch noch klein.
Das junge Alter. Probieren wollen. Sich probieren müssen.
Auf Teufel komm raus.
Dem Großen entgegen. Und uns. Großen.
Ein nein ist ein nein. Kein eventuell. Kein mal schauen.
Eincremen? Nein.
Anziehen? Nein.
Windel? Nein.
Mit Papa? Nein.
Zähne putzen? Nein.


Es ist schwierig. Wir haben es doch schon erlebt.
Warum trifft es dann doch so hart?
Unser Gehirn sorgt dafür.
Verbannt das Schlichte, das Nervige, das Nervenzerfetzende nach ganz hinten, ins Archiv, zugestellt mit dem Schönen, Herzerwärmenden, dem tränennahen Erinnerungswürdigen.


Doch jetzt haben wir den Salat.
Weder grün noch rot noch Kartoffel noch Nudel.
Nerven. Nervensalat.
Gut durchmischt, ordentlich vermengt.
Und vor dem Servieren noch mal durchgeschüttelt.
Mit Deckel. Und Pfeffer. Salz. Chili. Alles rein.
Dass alles mit allem und rundherum und durcheinander.
Ein Dreikäsehoch. Schafft es täglich.
Ich, rauf auf die Palme.
Zähne zusammenbeißen und wieder runter.
Wie macht er das?
Locker im Vorbeilaufen.


Ja, Resilienz. Selbstkontrolle. Verstecktes Kind.
Bliblablupp.
Weiß ich alles, erkenne ich alles.
Vermeide es aber nicht.
Voll in die Konfrontation.
Ich sehe sie kommen.
Meist morgens. Oder abends.
Wenn alles zu früh oder eh schon zu spät ist.
Zu früh für verschenkte Nerven.
Zu früh für Vorschusslorbeeren.
Zu spät für Selbstreflexion und Selbstkontrolle.
Zu spät für zuhören und Empathie.
Zu spät für Mitgefühl und Resilienz.
Finde nicht den Weg zum Durchschnaufen.
Den Weg zum Aus- und Wiedereingang.
Nur Zeit für bad mood.
Subdued mood.


Das versteckte, alte junge Kind kommt hervor.
Wird laut, wird direkt, wird verletzend und verschwindet.
Verschwindet zu schnell um mal Hallo zu sagen.
Um sich mal zu erklären.
Um sich vom Besseren überzeugen zu lassen.
Was soll’s.


Es ist Abend. Der Große schläft. War leicht.
Der Kleine nicht. Wäre gelacht.
Ich liege in der Küche. Auf kalten Fliesen.
Er hockt in einer Ecke.
Im Schlafsack.
Ready for sleep.
Schläft aber offensichtlich nicht.
Weint, meckert, fordert:
Schokolade!
„Nein.“
Doch!
„Nein.“
DOHOOOCH!
„Nein.“
MAMA!
Ich habe hier keine Macht.
Kann nicht trösten. Kann nicht helfen.
Wiedermal.
Aber ich erinnere mich. Und bleibe ruhig. Alles und jeder bleibt drin.
Wiedermal.
Es wird Zeit.
Mama kommt.
Zeit.
Für die Letzte.
Die Letzte für heute.
Die Banane bei Nacht.

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