Wickeln wie damals

Erstes Baby. Alles richtig machen. Alles Öko. Alles gut.
Kleidung? Nur Bio-Baumwolle.
Badezusatz? Soll das Baby sterben?
Spielzeug? Nur aus Holz. Zertifiziert. Nachhaltig.
Brei? Selbstgemacht. Beste Zutaten. Alles Bio.
Windeln? Bloß keine chemischen Absorber! Stoffwindeln natürlich.
Natürlich?

Ich wurde im sozialistischen Osten großgezogen.
Stoffwindeln waren da an der Tagesordnung.
Aus diesem Grund war meine Mutter auch darauf bedacht, mich so schnell wie
möglich trocken zu bekommen. War ich auch. Recht schnell sogar.
Meine Freundin hingegen wurde im wilden Westen mit
herkömmlichen Windeln gewickelt.
Und trocken wurde sie auch irgendwann.

Stoffwindeln auskochen.
Wickeln im Zappelzustand.
Unterwegs mit Stoffwindeln.
Mehrmals am Tag.
Alles Gründe, die gegen Stoffwindeln sprechen. Eigentlich.

Egal. Wir schaffen das. Das geht schon irgendwie. Ist doch nachhaltiger.

Gedacht, gesagt, getan.
Probepack bestellt. Nicht ganz so teuer. Aber teuer genug.
Die Rechnung besagt, Stoffwindeln sind günstiger als herkömmliche Wegwerfprodukte.
Okay. Gewissen beruhigt.

Erstes Kunststoffspielzeug erreicht das Baby. Es hat überlebt.

Erster Versuch mit Stoffwindeln zu wickeln.
Klappt besser als erwartet.
Trockene Nacht. Saugen gut.
Zweite Nacht genauso.
Irgendwann bewegt sich das Baby beim Wickeln und zappelt wie verrückt.
In der Öffentlichkeit mal eben schnell wickeln? Gestaltet sich dann schwierig.
Herkömmliche Windeln passen besser in die Wickeltasche.
Prefold? Überhosen? Windelflies? Beutel für schmutziges Flies?
Ein Wickelrucksack wäre wohl besser. Nur fürs Wickeln.
Trinkflaschen, Pulver, Reinigungstücher, Spielzeug, Wechselklamotten, Tempos, Spucktücher und Cremes müssen ja auch noch mit.

Erster Fertigbrei. Kind lebt weiter.

Schnell wurde uns klar, dass die umweltschonendere Variante des Wickelns auch die
im Alltag für uns unpraktischste ist.
Umweltbelastender Absorber und die Mengen an Windelmüll liegen da auf der anderen Waagschale, und wiegen im Alltag durch die bessere Praxis dennoch leichter.

Das erste Vollbad mit Badezusatz. Babyhaut ist immer noch dran.

Das Experiment „Wickeln wie Damals“ hat für uns die Erkenntnis gebracht, das nicht alles was mit Stinker voll ist, auch leichter zu wickeln ist.
Natürlich, wer sich richtig drauf einlässt, kommt damit umweltbewusst und trocken durch die Babywickelzeit. Denn damals ging das ja auch.
Für uns allerdings ist die praktische, einfache aber dennoch für mehr Müll sorgende Variante die Bessere.
Hose aus, Windel weg, abwischen, Windel an, fertig.

Süßer aber sehen sie aus, die Überhosen der Stoffwindeln.
Die tollen Designs, die coolen Bilder. Im Sommer bestimmt die niedlichste Art, das Baby in Windeln durch die Gegend wuseln zu lassen.

Man nimmt sich als Jungeltern viel vor. Möchte alles richtig machen. Anders.
Mindestens so gut wie die eigenen Eltern.
Denn immerhin sind wir ein Spiegel derer Erziehung.
Im Laufe der Zeit allerdings wird man lockerer, dem Alltag
gerechter und irgendwie echter.
Echter im Umgang mit dem Baby, dennoch fürsorglich und behütend.
Am Ende wird alles gut und der Puper groß.

Aber wie schon gesagt. Über die Art des Windelns lässt sich bekanntlich nicht streiten…… 😉

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