Im Leben passieren Dinge. Das ganze Leben ist voll mit Dingen. Guter Dinge. Verrückter Dinge. Trauriger Dinge. Dinge.
Je älter man wird, desto näher rückt man an die traurigen Dinge heran.
Jugendhelden sterben.
Mitglieder der Lieblingsbands sterben.
Künstler, die man noch aus Jugendzeiten kennt, sterben. Lemmy, Kurt, Billy, John, Stephen, Bruno, Karl, John, Bon, Peter, Michael, Amy, Freddy….
Doch auch in der Familie und im Bekannten- und Freundeskreis passieren diese Dinge.
Die eigene Ur-Oma.
Der Vater der Schwägerin.
Ein Freund der Eltern.
Die Eltern und Großeltern von Freunden…
Je älter man wird, desto mehr festigt sich die eigene Meinung. Das eigene Leben wird so gelebt, wie man es möchte. Aus Höhen und Tiefen wird gelernt. Man wächst mit den Herausforderungen. Und immer sind da Menschen, die einem helfen, wenns mal schief geht. Nach unten geht. Menschen, die helfen wollen. Menschen die helfen können.
Und dann gibt es Dinge, die passieren, und keiner kann wirklich helfen.
Ein Mensch, der schon immer da war, wird irgendwann nicht mehr da sein.
Das weiß man.
Das ist der Lauf.
Man selbst wird auch irgendwann nicht mehr da sein.
Doch die Trauer um einen selbst wird man nicht merken.
Um sich selbst wird man keine Tränen vergießen.
Man selbst wird sich nicht vermissen.
Doch es trifft immer unerwartet.
Ob Unfall, Natur, Krankheit.
Vorbereitet ist man nie.
Kann man nicht sein.
Es wird weh tun.
Es wird schmerzen.
Man wird vermissen.
Es tut weh.
Es schmerzt.
Ich vermisse.
Schon immer war sie da. Das Leben kenne ich nicht ohne sie.
Seit ich denken kann, war sie da. Immer. Mal mehr, mal weniger. Mal gut, mal schlecht. Aber immer da. Immer.
Sie hat sich gesorgt, mein Leben lang, bemüht, gelacht, geweint, gemeckert, gelobt, gestreichelt.
Sie hat versucht Lasten abzunehmen. Auf ihre Art.
Sie hat erzogen. Auf ihre Art.
Sie hat geliebt. Auf ihre Art.
Sie hat sich gefreut. Auf ihre Art.
Sie hat gemeckert. Auf ihre Art.
Sie war da. Auf ihre Art.
Auf ihre Art. Das war die einzige Art, die sie hatte.
Nicht meine, nicht deine, nicht die der Anderen.
Ihre Art.
Sie wurde älter. Auf ihre Art.
Sie war gefangen. In ihrem Leben.
An ihr hingen viele Seile, die sie zogen.
Vor, zurück, nach links und nach rechts.
Sie durchtrennen konnte sie nicht. Wollte sie nicht.
Das war ihre Art.
Sie wollte da sein. Musste da sein.
Da sein für andere. Ihr Leben lang.
Hilfe annehmen fiel ihr schwer. Sie war so erzogen. Ihre Art.
Ratschläge annehmen fiel ihr schwer. Auch ihre Art.
Sie hat geholfen, aus mir das zu machen, das ich heute bin.
Und dieses hat die Beziehung der letzten Jahre beschädigt.
Mein ich und ihr ich. Mit der Zeit drifteten sie auseinander.
Passten nicht mehr richtig zusammen.
Meinungsverschiedenheiten trafen sich auf dem Schlachtfeld, während die Verantwortlichen in ihren Schlössern hockten und schauten was wohl passierte. Verliert der eine, gewinnt der andere.
Aber zu welchem Preis?
Einsicht, Akzeptanz, Respekt.
Hat nie gefehlt.
Wurde nur anders gelebt.
34 Jahre ging alles gut. Mehr oder weniger.
5 Jahre lag das Verhältnis in Scherben. Bis heute.
Das hat niemand erwartet. Niemand gedacht.
Uns passiert das nie. Nur den anderen.
Heute ist sie nicht mehr da.
Sie ist fort. Für immer. Fort.
Sie war da. Immer.
Es gab keinen Teil meines Lebens ohne sie.
Sie war krank. Sie war traurig. Sie war zerrissen.
Ihre Familie war krank. War traurig. Ist zerrissen.
Ich bin traurig und kann es nicht zeigen.
Die Gefühle sind taub.
Ich werde sie vermissen.
Sehr.
Ich werde sie lieben.
Immer.
Es wird für uns keine zweite Chance geben.