Weinen im Trampolin

Es gibt sie. Und es gibt sie dauernd.

Momente, die nerven.

Momente, die schlauchen.

Momente, die anstrengen und den letzten Nerv rauben.

Und es gibt die Momente zwischendrin.

Zwittermomente.

Sie rauben den letzten Nerv, wärmen aber auch das eigene, malträtierte Herz.

Neulich im Garten zum Beispiel:

Normales Spielen, normale Streitereien.

Ball wegnehmen, Spielzeug entwenden, im Weg rumstehen, schubsen, etc..

“Papa, ich gehe ins Trampolin.”

“Okay”, denke ich mir.

Mit Stiefeln.

“Es ist kalt”, sagt der Große. “Die Füße dürfen nicht frieren.”

Okay. Gebongt.

“Papa, Trampolin”, sagt der Kleine. “Nein”, entgegne ich.

Das gibt nur wieder Geheule und dauernde Wortpräsenz vom Papa:

“Nein, nicht hüpfen, pass auf, nicht so schnell, hör auf so dolle zu hüpfen wenn der Bruder da liegt, stop, bitte nicht so schnell rennen, aufpassen, Achtung….. “

“Komm bitte raus, ich bin dran. Komm rahahaaaus! Komm, kooooooom!!”

Der Kleine lässt nicht locker. Sein Gesichtsausdruck verändert sich.

Ein Papa erkennt das nahende Ungemach.

“Okay, darfst zusätzlich rein.” Wird schon gut gehen.

Lachen, hüpfen, freuen.

Schaut gut aus. Für den Moment.

Bin überrascht, dass es so gut läuft. Lehne mich am Trampolin an und genieße.

Ich sehe es . Sehe es kommen. Kleiner liegt, großer springt und trifft.

Das Gesicht. Mit dem Knie.

Kurzer Moment der Ruhe. Beide schauen. Überlegen.

Erst der Kleine, dann der Große: Tränen, Geheul.

Ich überlege. Soll ich rein? Beruhigen sie sich von alleine?

War doch gerade so schön ruhig.

“Gehts euch gut?”

Blöde Frage. Natürlich nicht.

“Nein Papa!”

“Soll ich euch holen?”

“Jaaaaaa!”

Okay, ich muss rein.

Umständlich klettere ich in das Trampolin.

Krieche vorwärts und nehme den kleinen in den Arm.

Der große folgt direkt. Beide weinenden Kinder im Arm sitze ich im Trampolin.

Die Nachbarin läuft am Grundstück vorbei. Lacht und grüßt.

Ich lache und grüße zurück.

Streichle meinen Kindern die Köpfe und “pssschh”e vor mich hin.

Weinen im Trampolin.

“Gehen wir rein?”

“Ja, Papa!” Beide bringen eine verweinte Antwort raus.

Wir sind uns also einig.

Der Große klettert vor und ich komme nach, den Kleinen auf dem Arm.

Ich setze ihn ab und quäle mich noch umständlicher aus dem Trampolin, nehme den Kleinen hoch und wir gehen gemeinsam zum Haus.

Schon auf dem Weg wird es besser.

Die Tränen werden trocknen, das Lächeln kehrt schon wieder zurück.

“Papa, man darf nur alleine hüpfen!”

“Er hat Recht”, denke ich. Wie immer.

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