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„Meine Schwester hat auch schon ein Kind. Ihr müsst einfach….. ihr solltet besser…. glaubt mir, ich hab das schon erlebt…. doch, so wird das laufen….“

Ich glaube jeder Papa und jede Mama kennt diese Leute: Menschen ohne Kinder. Kinder meidende Mensche ohne Kinder. Aber jeder Menge Kindererfahrung und Kinderratgeber zur Kindererziehung. 

Das war euch zu viel Kinder im letzten Absatz? Nicht für meine Bekannten.

Von denen weiß jeder so unglaublich viel über Kinder. Wie man sie beruhigt. Wie man sie bespasst. Wie man sie nicht mag. Wie sehr man keine will. Wie man sie handhabt. Wie man sie wieder bei den Eltern abgibt. 

Wenn es etwas unbequemer wird. 

Niemand muss Kinder mögen. Niemand muss mein Kind mögen. 

Es reicht, wenn ich es mag. Und meine Familie.

Und niemand muss mir ungefragt sagen, dass mein Leben ab jetzt vorbei ist. Dass ich alles Gute verpassen werde. Dass ich für den Balg alles Geld ausgeben muss. Dass ich keine ruhige Nacht mehr haben werde. Und dass Kinder eh nur nerven. Besonders in öffentlichen Räumen. 

Und genau von diesen Leuten kommen all diese interessanten Ratschläge und Tipps. Es nervt. Und es wird nie aufhören. 

Das einzige was da hilft, ist mit den vielen schönen Erfahrungen gegenhalten:

dem zahnlosen Lächeln, 

dem Schulterkraulen, 

dem Bauchmassieren, 

dem Kuscheln, 

dem Spüren des Herzschlages auf meiner Brust, 

dem Zupfen am Kinn, 

dem Einschlafen auf dem Arm, 

dem Zusehen beim Wachsen, 

dem Beruhigen beim Weinen, 

dem Vermissen, wenn man nicht bei ihm ist…… 

denn diese werden sie nicht erleben. Und davon können sie nicht reden. 

Denn das erfahren nur Eltern.

Und dieses Gegenhalten hilft. Sie werden leiser. 

Vielleicht denken sie dann nach, dass es vielleicht doch schön ist, Mutter oder Vater zu sein. Wünschenswert wäre es. Denn eine Welt ohne Kinder?

Nicht vorstellbar…… 

Doch selbst Eltern geben derweilen Tipps. Ungewollte Tipps. Endgültige Ratschläge, die kaum Widerspruch oder gar andere Herangehensweisen dulden. So hören sie sich zumdindest oft an: 

„Wir nehmen die Windeln von soundso, die funktionieren bei eurem Kleinen garantiert auch.“

Äh, ja, aber wir nehmen die anderen, die verträgt unser Puper sehr gut.

„Ja, aber wir nehmen die schon seit langem, und bisher hatten wir keine Probleme. Solltet ihr probieren. Sind die Besten!“

Das finde ich echt toll, doch bisher klappt es gut. Nix wund.

„Na wenn ihr meint, ich würde auch mal was anderes versuchen. Eure laufen bestimmt mal aus. Hab da mal was im Internet gelesen.“

:-/ 🙂

„Wie, ihr benutzt schwarzen Tee zum Popo säubern?“

Ja, hilft bei uns sehr gut. Kein wunder Popo.

„Aber da ist doch kein Wirkstoff drin. Komisch. Und das wirkt? Also wir nehmen nur die Salbe soundso.“

Ja, das wirkt. Gut sogar.

„Aha, also wir nehmen die Salbe soundso. Könnt ihr ja mal probieren. Kriegt euer Kleiner bestimmt keinen wunden Popo.“

Ja, aber bei unser Kleiner hat durch den schwarzen Tee keinen wunden Popo.

„Ja, aber die Salbe ist echt gut. Wir nehmen nur die.“

:-/ 🙂

„Wir tragen das Kind mit der Trage von soundso. Könnt ihr eurem auch kaufen.“

Ja, wir haben einen Gutschein für eine Beratung geschenkt bekommen. Werden den mal einlösen.

„Jo, aber glaubt nicht alles, was Hebammen sagen, die sind nicht allwissend.“

Wir werden testen, und verschiedene Systeme probieren.

„Also unsere Trage ist perfekt. Und die sind ja eh fast alle gleich.“

Ich freue mich schon auf die Beratung. Bin gespannt wie die Dinger funktionieren.

So, oder so ähnlich verlaufen die Gespräche. Fast immer. 

Ich weiß, die Leute meinen es nicht böse. Und ich weiß auch, dass sie ihre eigenen Erfahrungen gemacht haben und diese vielleicht auch gerne weitergeben wollen. Aber ich finde es schöner über Erfahrungen zu sprechen und, wenn Interesse besteht, bei manchen Themen nachzuhaken. 

So macht es mehr Spaß Erfahrungen auszutauschen, weil so auch Interesse an den eigenen gezeigt wird. Denn nicht jedes Baby ist gleich. 

Und auch nicht alle Eltern.

Und das ist alles natürlich absolut subjektiv. 

Vielleicht sehe ich das zu ernst, oder bin zu dünnhäutig.

Kann sein. Alles total subjekiv.

Nun möchte ich aber nicht denen Unrecht tun, die wirklich wissen, wie der Hase rennt, wissen, dass jedes Baby, jedes Kind anders tickt. 

Denn diese Menschen halten sich zurück mit Ratschlägen, halten sich zurück mit gut gemeinten Tipps und freuen sich, wenn man sie fragt und bestimmte Ratschläge sucht. Zum Glück sind meine Freunde solche Menschen. Menschen, die mit Rat und Tat zur Seite stehen und, wenn man sie braucht, auch wirklich da sind. Menschen, die Ratschläge mit eigener Erfahrung tarnen und so Neugierde wecken. Menschen wie die Helmkes, Oberndorfers und Douffets. An dieser Stelle möchte ich euch danken, für eure offenen Ohren, eure offenen Hände und eure stützenden Kräfte. Danke!

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