Aber nur einen

„Aber nur einen!“, sagte er, als ich die Haustür herein kam. Er war alleine im Wohnzimmer. Vorher hörte ich das Klappen des Küchenschrankes. Dort bewahren wir den Süßkram auf. Strahlend kam er zu mir und präsentierte mir einen Lutscher. „Einen Lolli pro Tag darf ich, Papa. Und dann erst wieder morgen. Einen am Tag.“
Ob er sich da sicher ist, hakte ich nach.
„Ja, Papa. Einen Lolli. Dann wieder am nächsten Tag.“

Okay. Ich hab den Lolli von der Plastikverpackung befreit und der Puper lief freudestrahlend mit ihm ins Kinderzimmer.

„Am Süßigkeitenversteck müssen wir noch arbeiten.“, dachte ich mir. Die süßen Sachen müssen dringend in die Baumgrenze der Küche umgelagert werden. Da scheinen sie mir noch am Sichersten.
Vorerst.

Er verhandelt.
Baden, Süßigkeiten, Tablet, Zehennägel knipsen.
Er zeigt noch leichte Schwächen. Ist bestechlich. Für nen Schokobon tut er einiges. Nicht alles. Aber viel.

Noch 5 Minuten spielen, dann erst essen.
Das Video zu Ende schauen, und nicht mittendrin abbrechen, weil wir es so wollen.
Noch 5 Minuten hüpfen, dann einschlafen.
Es klappt.
Wir kommen ans Ziel.
Er zu seinem Willen.

Weniger zerfetzte Nerven.
Mehr Gleichberechtigung.
Weniger Tränen.
Mehr Ruhe.
Weniger Gezeter.
Mehr Gespräche.
Weniger ich.
Mehr wir.

Er ist clever. Überrascht uns oft mit seinen Ideen und seinem Wissen.
Bei vielen Dingen weiß er genau, was er tut.
Das freut mich.
Denn dann läuft alles gut.
Weder richtig, noch falsch.
Gut.
Und gut reicht mir.

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